Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Willehad Groß Grönau

Dat Krüüz op de Frieweid

von H. Ziebell und J. Siemers

open air-kirche St. Willehad feierte am 1. Mai mit großer Beteiligung
plattdeutschen Erntebittgottesdienst

gross grönau – Am 1. Mai war es wieder soweit: etwa 400 Menschen – Groß und Klein – pilgerten von der B 207, der „Alten Salzstraße“, an der Ecke der alten Meierei in Sarau hinauf in Richtung Klempau und bogen oben auf der Höhe nach rechts in die Feldmark ein. Posten der Freiwilligen Feuerwehr wiesen den richtigen Weg. Ziel war die alte Freiweide der Gemeinde, wo in früheren Zeiten die Bauern und Landarbeiter des Gutes Tüschenbeck ihr Vieh weiden und wohl auch unentgeltlich Sand holen durften. In einer schüsselartigen, halboffenen Vertiefung erreichten die „Pilger“, die zu Fuß, mit dem Auto oder dem Fahrrad gekommen waren, den Platz für den Gottesdienst. Vor der Steilkante hinter einem Altar aus Strohballen ragt ein schlichtes Holzkreuz, wie in einem Amphitheater sind in einem großen Halbrund viele Reihen mit den Sitzplätzen aufgereiht – ebenfalls aus gepressten Strohballen.

Ein Bläserchor unter der Leitung von Herbert Jaekel stimmte die herbeiströmende Gemeinde ein, bis sich die „Open air-Kirche“ gefüllt hatte und der Gottesdienst beginnen konnte. Mit dabei war erstmalig auch der Gospelchor der Kirchengemeinde. Das besondere dieses Gottesdienstes, der seit 15 Jahren hier stattfindet: Allns op Platt! Mitmaken doot Fruu Pastorin Fabricius, Fruu Schumacher-Maack mit dree Jungs un Deerns ut de Grönauer Waldschool as Vörlesersch, un de Prediger is jümmers een Gast ut Lübeck – ditmal Joachim Siemers. He wesselt vun Jahr to Jahr mit Harry Ziebell af.

Nach dem Gottesdienst gab es wieder nach guter Tradition eine deftige Erbsensuppe und auch etwas gegen den Durst. Dafür sorgt immer die Feuerwehr, während sich Landwirt Derlin um die Strohballen kümmert.

Dieser Gottesdienst „Gebeed üm Gott sien’n Segen to all uns’ Arbeid in Feld un Huus, in de School un an elkeen Arbeidsstääd“ gehört als eine gute Tradition zum festen gemeindlichen Leben von St. Willehad, seitdem vor ca. 15 Jahren der damalige Pastor Christian Uecker beim Aufräumen im Gemeindehaus aus einem Sack Altpapier ein Schriftstück „fischte“, in dem stand, dass aus Anlass eines fürchterlichen Hagelunwetters über dem Lauenburger Land der Kurfürst von Hannover per Dekret Weisung gegeben hat, dass fortan neben dem Erntedankfest Anfang Mai ein Ernte-Bittgottesdienst in den Kirchen seines Landes gefeiert werden soll. Diese Tradition ist jedoch später weithin „sanft entschlafen“; stattdessen feiert die politische Arbeitswelt seit 1890 am 1. Mai den „Tag der Arbeit“.

Es ist nur gut und sehr zu begrüßen, dass unsere Gemeinde den alten Brauch wieder pflegt. Der rege Zuspruch Jahr für Jahr zeigt doch: wi bruukt in uns schnelllebige Tiet wat Bewohrendes, wat uns höllt, grad in uns Welt vun „Globalisierung“, Fusionen un Aktienfieber. Dat Evangelium vun unsen Herrn kann un will uns den Weg wiesen, de nicht blots mit Erfolg un „Gewinnmaximierung“ plastert is, sünnern den Weg to en Leven ünner Gott sienen Segen.

Dorüm bruukt wi ok de Kuhl op de Sarauer Frieweid mit dat Krüüz, dat ja nich blots na baben wiest, sünnern ok na de Sieden, hen to die un mi, hen to all de Minschen op Gott sien’ Eer.

ca. 400 Gottesdienstbesucher/innen waren mit Auto, Fahrrad oder zu Fuß gekommen.

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