Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Willehad Groß Grönau

Unsere Kirche

Unsere Kirche ist nach dem heiligen Willehad benannt, der zur Zeit Kaiser Karls des Großen als Missionar zwischen Weser und Unterelbe wirkte. Als Bischof von Bremen starb er am 8. November 789 n. Chr. und wurde später im dortigen Dom beigesetzt.

Die Kirchengemeinde und unser Kirchort Groß Grönau ("Gronowe") sind zum ersten Mal im Zehntregister von 1230 des Ratzeburger Bischofs als zugehörig zum Kirchspiel Krummesse urkundlich erwähnt. Um Näheres über Willehad und die Gründung der Grönauer Kirche zu erfahren, klicken Sie bitte im Dropdown-Menü auf "Willehad".

Kirche St. Willehad - Westansicht

Die Kirche ist ein einschiffiger Backsteinbau des mittleren 13. Jahrhunderts. Er besteht aus einem frühgotischen überwölbten Kastenaltarraum mit Ecklisenen, Sockel und Fries, östlicher Dreifenstergruppe, blendengeziertem Giebel und Südportal mit neuerem Vorhaus davor sowie einem hochgotischen drei Joch langen Kirchenschiff mit vier kräftigen Stützpfeilern, zweiluchtigen Fenstern, Südportal, Westportal und Westgiebel mit dem Rest einer stattlichen Blendengliederung. Nördlich am Altarraum befindet sich ein kleiner verputzter Gruftanbau in klassizistischen und gotisierenden Formen (1815?).

Altar und KanzelDer Altarraum mit einem kuppeligen Kreuzrippengewölbe auf Eckvorlagen ist der älteste Teil der Grönauer Kirche. Er wurde wahrscheinlich kurz vor dem Jahre 1230 erbaut. Das Gewölbe über dem Altarraum ist mit einer schlichten Rippenbemalung mit Quadern und Rauten ausgestattet. Der Chor zeigt den typischen geraden Abschluss der Kirchen des Ratzeburger Sprengels. Der Giebel über der Dreifenstergruppe der Rückwand ist unten durch ein doppeltes deutsches Band (Zahnschnittmuster der Ziegel), oben durch einen steigenden Winkelfries begrenzt und enthält drei Blendmuster: ein Kreuz und zwei ungleiche Fenster.

Etwas jüngeren Datums (Hochgotik) ist das Kirchenschiff.

Innenansicht
Südwand

Von innen ist am Verlauf des Mauerwerkes neben den Kirchenfenstern - siehe Foto rechts - zu erkennen, dass auch über dem Kirchenschiff einst ein Gewölbe (Kreuzgewölbe) lag. Dieses ist in der Nacht des 18.06.1737 eingefallen, da - wie man bei der Sanierung des Kirchenfundaments im Jahre 1972 feststellte - die beiden südlichen äußeren Stützpfeiler der Kirche kein Fundament besaßen und innen mit Bauschutt gefüllt waren. Nach dem Einsturz der Gewölbe hatte man die Außenmauern erhöht und eine flache Holzbalkendecke eingezogen.

Die Weihekreuze

Orgel

Das Erscheinungsbild des Innenraumes der Kirche wird heute weitgehend mitgeprägt durch 17 Weihekreuze, die im Zuge einer großen Instandsetzung der Kirche im Jahre 1934 wiederentdeckt und wiederhergestellt wurden. 1934 wurden weite Teile des ursprünglichen Mörtels abgeschlagen, so dass die ursprüngliche Anzahl der Kreuze nicht mehr eindeutig nachweisbar ist. Insgesamt wäre eine Anzahl von 18 Kreuzen gut erklärbar: Sechs Kreuze im Chor, 12 Kreuze im etwas jüngeren Langhaus. Die unterschiedliche Form der Kreuze im Chor und im Langhaus kann also einerseits durch die Funktion und andererseits durch die Ausführungszeit erklärt werden. Das fehlende Kreuz befand sich vermutlich am Chorbogen.

Eine Untersuchung des Weihekreuzes am südlichen Bereich der östlichen Chorwand im Jahre 2002 zeigte, dass insgesamt vier Fassungen nachweisbar sind. (1 - Original - gotisch; 2 - Überarbeitung von 1934; 3 - Überarbeitung von 1959; 4 - Überarbeitung von 1985). Die älteste, vermutlich gotische Fassung, ist recht gut freilegbar und weicht von der heutigen Ausführung in Form und Farbe ab. Die Grundanlage ist zwar ähnlich, jedoch war das Kreuz in der Mitte ursprünglich nicht ausgefüllt.

Im Langhaus konnten nur am 2. Kreuz von Osten analoge Befunde festgestellt werden. Hier entspricht die heutige Fassung in der Grundanlage dem Original.

Wandmalereien

Madonna mit dem Christuskind, ca. 200 cm x 50 cm

Im Jahre 1934 wurden in der Kirche neben den Weihekreuzen auchWandmalereien entdeckt, deren Bestand auf historischen Fotos von 1934 festgehalten ist. Freilegungsproben im Jahre 2002 zeigten allerdings, dass bei den Wandmalereien an den Chorwänden die Malschicht stark reduziert und in ihrer Farbigkeit sehr blass ist (Kalkmalerei), so dass eine Freilegung sich nicht unbedingt aufdrängt.

Anders sieht das schon bei den Wandmalereien an der nördlichen Chorbogenwand, Westseite aus. Die Restauratorin kommt in ihrem Untersuchungsbericht im Jahre 2002 zu dem Schluss: "Die Darstellung der Madonna mit dem Christuskind ist nahezu vollständig erhalten. Insgesamt könnte diskutiert werden, ob die Madonna mit dem Kind trotz reduzierter Malschicht freigelegt werden sollte, da sie noch weitgehend in ihrer Komposition erhalten ist und für sich einen geschlossenen Abschnitt darstellt. ............ Die Kirche ist heute in ihrer Ausstattung sehr schlicht gehalten, so dass eine exemplarische Freilegung einen Hinweis auf die ehemals prächtige Ausstattung der Kirche geben könnte."

Der Turm

Turm noch in Fachwerkbauweise (bis 1933) - Aufnahme 1928

Erst nach 1700 (laut Kirchenchronik zwischen 1698 - 1705, andere Quellen sprechen von 1777) wird ein vierkantiger Westturm im Fachwerkbau (Fachwerkmuster des "Wilden Manns") mit achtseitigem Helm angefügt. Im Jahr 1905 wurden weitgehende Renovierungen notwendig.

Zwei Jahreszahlen sind an der Turmseite, die zur Hauptstraße liegt, zu entziffern. Die erste Zahl 1777 gibt wahrscheinlich das Jahr der endgültigen Fertigstellung des Turmes an. Die zweite Jahreszahl 1933 zeigt an, dass der Turm in dem genannten Jahr in Backstein völlig grunderneuert worden ist (heutiger Turm)

Östliches Südfenster

Die Fenster

sind lange schmale Spitzbogenfenster der Frühgotik, außen eingekantet, an den Chorseiten gepaart. Sie bilden an der Ostwand eine gestaffelte Dreiergruppe.

Besonders wertvoll sind die Glasmalereien des östlichen Südfensters neben der Kanzel.
Es befinden sich dort acht Wappen bzw. Hausmarken der ehemaligen Besitzer des Gutes Tüschenbek , darunter jeweils eines von 1607, 1608 und 1664. Am oberen Ende ziert das Gildeemblem der Stecknitzfahrer das Fenster.

Das westliche Nordfenster ist jüngeren Datums.

Westliches Nordfenster

Am Totensonntag 1955 wurde das von der Kirchengemeinde zum Gedenken für die Kriegsopfer gestiftete Fenster fertiggestellt. Pastor Krüger, der damalige Gemeindepastor, schreibt in der Chronik: "Christliche Symbole sollen Trauer und Gedenken zu den ewigen Quellen unseres Glaubens und unserer Hoffnung weisen. Darum wurden Symbole gewählt, die nicht bloß gegenwärtigen, sondern auch kommenden Geschlechtern etwas zu sagen haben. Die Wappen Ost-, Westpreußen, Pommern, Lauenburg und Lübeck bezeichnen den Raum, aus dem die Gemeinde herkommt. Für die Art und Form der Ausführung war das gegenüberliegende (Südseite) Wappenfenster mitbestimmend."

Der Altar

Altar

Der dreiteilige Altar stammt aus der Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissenen Kirche des St. Johannis- Klosters zu Lübeck. Er zeigt im Mittelteil das Kreuz Jesu mit jeweils einer Frauenfigur an jeder Seite sowie mit allegorischen Figuren der Hoffnung (mit Anker) und des Glaubens (mit Bibel). Auf dem Giebel schließt die Figur des auferstandenen Christus mit jeweils einer Engelfigur auf jeder Seite den Altaraufbau ab.

Reste des ursprünglichen Flügelaltars mit holzgeschnitzten Apostelfiguren befinden sich heute im Landesmuseum Schloss Gottorf.

Die Taufbecken

Taufbecken aus Kalksandstein

Das älteste Inventar der Kirche ist das 63 cm hohe Taufbecken aus Kalksandstein mit schalenförmiger, innen runder, außen zwölfeckiger Kuppa aus dem 13. Jahrhundert.

Diese Taufe war, wahrscheinlich im vergangenen Jahrhundert, aus dem Kirchenraum entfernt worden, bis sie 1936 wieder aufgefunden worden ist. Das Becken diente lange Jahre als Viehtränke auf dem Kirchengelände. Nach der Restaurierung ist es wenige Zeit später wieder in der Kirche aufgestellt worden und wird seitdem wieder in seiner ursprünglichen Funktion gebraucht.

Holztaufe

Ein weiteres, außergewöhnlich bunt bemaltes Taufbecken fällt einem ins Auge.
Diese Holztaufe ist im Jahre 1721, vermutlich von einem hiesigen Fassbauer, hergestellt worden.
Einen besonderen Schmuck dieser Taufe stellen die Figuren unterhalb der Taufe dar, die als Füße dienen. Sie stellen die Symbole der vier Evangelisten dar: eine Menschenfigur als Symbol des Evangelisten Matthäus; eine Löwenfigur symbolisiert den Evangelisten Markus, eine Stierfigur den Evangelisten Lukas und ein Adler den Evangelisten Johannes.

Die Kanzel

Kanzel

Ein weiteres Schmuckstück der Kirche stellt die Kanzel aus dem Jahr 1602 dar. Wie die Inschrift auf der Kanzeltreppe besagt, ist sie eine Stiftung des Herzogs Franz Erdmann, der eine Sommerresidenz in Groß Grönau besaß und Kirchenpatron war. Die Kanzel ist ein Beispiel des manieristischen Kunststils. Sie ist ein von einer Säule getragener, unten ausbauchender Korb, geschmückt unter anderem mit Darstellungen der vier Tugenden caritas (Liebe), fides (Glaube), spes (Hoffnung), humilitas (Demut) und Prophetenbildern. Diese Leinwandbilder sind wahrscheinlich zusammen mit den Prophetenbildern an der Kanzeltreppe im Jahre 1664 angebracht worden. Die Treppen- und Kanzelinnenseite ist mit einer Goldledertapete mit Blumenwerk verziert, die aus dem späten 17. Jahrhundert stammt.
Franz Erdmann war es auch, der die Kirche um 1652 mit einem zweigeschossigen Fürstengestühl ("Prieche") ausstattete. Reste davon, nämlich einige Bildnispfeiler und die Zugangstür, befinden sich heute im Kreismuseum Ratzeburg.

Die Orgel

Orgel

Die Orgel stammt wie der Altar aus der Lübecker St. Johannis-Kirche. Sie ist 1689 erbaut und 1806 von der Grönauer Gemeinde erworben worden. Damit wurde erstmals in der Grönauer Kirche eine Orgel aufgestellt. Am Rückpositiv ist das Wappen der Äbtissin Katharina von Dorne zu sehen, die diese Orgel ihrem St. Johannis-Kloster gestiftet hatte. Die Orgel besitzt ein auffällig schönes barockes Gehäuse.

Im vorigen Jahrhundert wurden verschiedene Reparaturen notwendig, bis man sich 1906 schließlich zum Neubau einer Orgel entschloss. Diese wurde 1911 fertiggestellt. Über viele Jahrzehnte tat dieses Instrument seinen Dienst, bis seine Alterung und die Veränderung des musikalischen Geschmacks eine neue Orgel erforderlich machten.

1968 baute dann die Firma Becker in das alte ursprüngliche Gehäuse das jetzige Instrument. Die Orgel besitzt 18 Register.

Die Glocken

Die St. Willehad-Kirche besitzt drei Glocken, deren Größe für eine Dorfkirche ungewöhnlich ist.

Die größte Glocke stammt aus dem Jahre 1497. Sie hat einen unteren Durchmesser von 1,16 m bei einer äußeren Höhe von 0,9 m und einem Gewicht von ungefähr 900 kg. Auf der Mitte ihrer Fläche steht in gotischen Minuskeln die Inschrift: "sancte willehade ora pro nobis" (Heiliger Willehad, bete für uns.). Auf der gegenüberliegenden Seite der Glocke ist der Name der Heiligen Katharina zu lesen ("sca katerina virgo"). Auf dem oberen Rand steht mit gleichen Buchstaben: "anno dni mccccxcvii do wardt ick osanna in de ere gades geghaten d. thomas werneri plebanus in gronowe." Diese Inschrift nennt also das Jahr des Gusses sowie entweder den Namen des Gießers oder des Stifters dieser Glocke.

Um den unteren Rand läuft, ebenfalls in gotischen Minuskeln, eine Umschrift, von der aber nur noch einzelne Wörter zu lesen sind, da ganze Stellen teils abgeschliffen, teils abgemeißelt zu sein scheinen, andere so voll Schmutz sind, dass sie unkenntlich geworden sind. Zu lesen sind noch folgende Namen von Kirchengeschworenen: "paul heyne hans ratcke tho gronowe lutke meseke hynrik steffens kerkswaren barbara".

Die älteste Glocke stammt aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist ebenso wie die anderen Glocken aus Bronze gegossen. Sie hat einen Durchmesser von 1,06 m, eine äußere Höhe von 0.96 m und wiegt ca. 750 kg.

Diese Glocke ist schlicht bis auf eine, sehr fehlerhafte, Inschrift am oberen Rand: "consonor vi(v)o fleo mortuo pello nosciva", was vermutlich folgende Bedeutung hat: Ich begleite den Lebenden, ich beweine den Verstorbenen, ich schlage und weiß (die Stunde). Diese Glocke ist sicherlich die wertvollste des Geläutes.

Die kleinste Glocke, die wahrscheinlich die jüngste der drei Glocken ist, ist 0,62 m hoch und besitzt einen Durchmesser von 0,77 m. Sie ist schlicht bis auf zwei Zeichen, die möglicherweise Marken oder Gießerzeichen darstellen.

Eine kleine Erntedankglocke , die heute nicht mehr vorhanden ist, da sie 1942 zum Einschmelzen abgeliefert werden musste, hatte einen Durchmesser von 0,35 m und eine Höhe von 0,25 m. Sie trug keinerlei Inschrift, Verzierung oder Marke.

Die Schlagtöne der Glocken lauten: fis' für die große, gis' für die mittlere und h' für die kleine Glocke. Der Schlagton ist der Ton, den man als Hauptton der Glocke wahrnimmt; Die anderen Töne (Unter- und Obertöne) klingen zum Teil deutlich hörbar mit.

Opferstock

Der Opferstock

Der Opferstock aus Eiche mit Eisenbeschlag am Kirchenausgang im Turm stammt aus dem Jahre 1639.


Quellen und Literatur

Land, höre des Herren Wort, Hrsg. Propst Hermann Augustin, Verlag Schmidt Römhild, Lübeck, 1984
Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, hrsg. Landeskonservator Hartwig Beseler, Karl Wachholtz Verlag Neumünster, 1974
Dehio, Georg; Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, 1994, Seite 307 ff.
Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, Findbuch 462, 1057, Archiv
Online-Recherche Landesamt für Denkmalpflege Archiv
Marion Eifinger, Diplom Restauratorin, Untersuchungsbericht Mittelalterliche Putz- und Malereifragmente in der St. Willehadkirche zu Groß Grönau, März 2002
Kirchenchronik der Kirchengemeinde St. Willehad Groß Grönau
Lübecker Heimatheft 3: Strecknitz-Grönau, Verlag von Charles Colemann in Lübeck, 1927
Kaack, Bauer, Bürger, Edelmann, Ratzeburger Buchdruckerei Karlheinz Bude, 1985

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